Donnerstag, 8. März 2012

Zum Weltfrauentag heute mal ganz viel Text

Dass man nicht nur in weiter entfernte Länder blicken muss um zu sehen, wie weit der Weg der Frauen dieser Welt noch ist, sondern dass selbst in unseren Breitengraden noch immer lange nicht von absoluter Gleichberechtigung in allen Lebenslagen die Rede sein kann, ist klar. Aber manchmal erwische ich sogar mich dabei, wie ich in altmodischen Mustern denke. Das möchte ich "kurz" erklären:
Mein Partner und ich sind glaube ich an einem Punkt, wo viele gerne hin würden und die meisten aber (oft aus finanziellen Gründen) nicht sind, was die Gleichberechtigung anbelangt. (EDIT: Das muss natürlich nicht heißen, dass man nicht genauso glücklich mit einer klassischen Rollenaufteilung sein kann!!)
Bis in diesem Sommer haben wir beide studiert. Als ich unser erstes gemeinsames Kind bekommen habe, habe ich zuerst ein Semester ausgesetzt, dann er. (Ich habe ihn mit 6 Monaten abgestillt, und es passte perfekt zum Semsterbeginn, so war das möglich.) Aber auch während des Semesters, in dem ich pausiert habe, haben wir das Meiste gemeinsam gemacht (wickeln, kochen, Haushalt, Kinder). Genau genommen hat er das Baby eigentlich fast öfters als ich gehabt, weil er ihn den ganzen Tag (wenn er nicht auf der Uni war) im Tragetuch rumgetragen hat. Ich hatte glaube ich eine leichte postpartale Depression - jedenfalls bin ich monatelang nicht recht in die Gänge gekommen und hatte null Energie, das Baby die ganze Zeit rumzutragen (und er war recht unruhig und musste drum viel getragen werden, wollte man ihn nicht weinen lassen). Beim zweiten Kind (also jetzt) haben wir beide nicht wirklich pausiert, gemeinsam geht es aber irgendwie. Ich mache jetzt eine Weiterbildung an einer privaten Bildungseinrichtung, die ist berufsbegleitend und somit nur jedes zweite Wochenende (dafür ist er dann gleich drei Tage lang allein mit den 3 Kindern, der Kleinste bekommt an diesen Wochenenden die Flasche). Er studiert jetzt im Master und hat es sich aber so gerichtet, dass er nur zwei Tage die Woche auf die Uni muss und sonst von zuhause aus arbeiten kann. Ich mach hin und wieder transkribier-Jobs und er hat Teilzeit-Unijobs. So können wir uns immer schön alles aufteilen und jemand von uns beiden ist immer bei den Kindern, ohne dass wir unsere anderen Tätigkeiten aufgeben müssten.
Im Haushalt und mit den Kindern ist es auch sehr ausgeglichen. Glücklicherweise ergänzen wir uns da sehr gut, ich hasse es z.B., abzuwaschen - er macht das gern (weil er dabei Radio hören kann ;-)). Auch das Staubsaugen ist mir ein Gräuel - er findet das nicht so schlimm und übernimmt das drum. Ich räume dafür täglich ca. 3x eine halbe Std. lang die Wohnung auf (geht nicht anders mit  Kindern - die meisten werden das kennen...) und koche und putze Klo und Bad - und manchmal auch Fenster und sowas ;-) (was er wiederum nicht ausstehen kann). Er putzt Küche und Wohn-Esszimmer. Manchmal kocht er auch - dafür bin ich für Kindernägel und -haare zuständig. Wäsche machen wir abwechselnd (eher ich vielleicht). Ich stille, er legt ihn dafür meistens schlafen. Abends legt meistens er die großen beiden hin, während ich stille und den Kleinen in den Schlaf wiege.
Meistens sind wir beide zuhause und wechseln uns mit allem ab (Kinderstreits schlichten, Baby beruhigen etc.), manchmal bin ich weg, manchmal er. Wenn er gerade viel auf der Uni zu tun hat, bin ich bisschen öfters zuhause, dafür gib es eben die Seminarwochenenden, wo ich dann ganz weg bin. Ich verschaffe ihm Zeit, damit er mit seiner Band regelmäßig proben kann und er verschafft mir die Zeit, damit ich hin und wieder nähen kann. Zu Elternabenden gehen wir meistens abwechselnd, einkaufen geht normalerweise er, zu Ämtern abwechselnd (hassen wir beide!).
Bei der Renovierung haben wir beide alles gemacht, egal ob schrauben, hämmern, sägen, Möbel aufbauen, rumschieben, organisieren, messen, streichen, installieren - das machen wir beide alles ganz gern.

Ich könnte das alles noch ewig weiterführen. Jedenfalls ist es auch extrem wichtig für mich, dass das so ist und wir haben von vornherein ausgemacht, dass wir das so handhaben wollen. Ich will und kann auch nicht Vollzeit Mama und Hausfrau sein - das geht einfach nicht, dafür mache ich viel zu ungern Haushalt und NUR bei den Kindern zu sein - Tag für Tag für Tag, ohne Kontakt zur "Erwachsenenwelt" kann ich auch nicht (auch wenn ich wirklich UNGLAUBLICH gern Mama bin und meine Kinder über alles liebe!!! Ich brauche es nur AUCH hin und wieder, mit Erwachsenen zu tun zu haben, zu reden, zu diskutieren, mich intellektuell zu beschäftigen, mich auch als eigenständige Frau und nicht NUR als Mutter zu fühlen!).
Wir haben auch von vornherein ausgemacht, dass wir gerne beide Teilzeit arbeiten möchten und uns so mit Haushalt/Kindern und Geldverdienen abwechseln möchten. Das könnte bei unserer jeweiligen Berufswahl auch funktionieren, wird sich aber in den nächsten Jahren noch zeigen. ;-)

Aber worauf ich eigentlich hinaus will: DENNOCH erwische ich mich immer wieder dabei, wie ich denke: "Ich habe SO ein Glück, dass mein Mann mir so viel hilft, mir die Kinder abnimmt, mir ermöglicht, dass ich mich weiterbilde und auch arbeiten gehe !"etc. Und das ist doch eigentlich sehr ungleich - denn er würde bestimmt andersrum nicht denken: "Ein Glück, dass meine Frau sich manchmal auch um die Kinder kümmert und einen Teil der Hausarbeit übernimmt!" Genauso ist es auch, wenn wir von außen betrachtet werden - ein Mann, der mit Baby im Tragetuch und Kind an der Hand einkaufen geht - da sagen alle "WOW, was für ein toller Mann, der geht mit Kindern einkaufen!". Wenn man mich so sieht, lobt mich keiner dafür ;-) - versteht ihr, worauf ich hinaus will? Der Mann, der diese Dinge tut, ist ein Held, wenn es die Frau tut, ist es selbstverständlich. Es ist zwar logisch, dass es so ist (ganz einfach weil es andersrum noch immer eine Seltenheit ist und deshalb als außergewöhnliche Leistung gesehen wird), aber dennoch ist es ein Indiz dafür, dass auch ein gleichberechtigtes Paar, wie wir es sind, noch lange nicht WIRKLICH gleichberechtigt ist.
Mein Mann ist ja übrigens ganz super in solchen Situationen -- wenn ich sage: "Ich bin so froh, dass du mir im Haushalt so viel hilfst!" sagt er: "ICH bin so froh, dass DU mir im Haushalt so viel hilfst!" - und auch sonst, weist er mich immer darauf hin, wenn ich wieder mal doch in "alten Mustern" denke. Manchmal passiert es mir z.B. auch, dass ich mich für eine schlechte Hausfrau halte, weil nicht immer alles perfekt ist bei uns. Dann merkt er an, dass wir BEIDE keinen perfekten Haushalt führen können und dass das aber ok so ist mit drei Kindern und Ausbildung und Geldverdienen. Warum sollte ich mich schlechter bzw. verantwortlicher fühlen als er?!
Ich habe Glück, dass ich ihn als Mann habe - ja. Aber er hat auch Glück, dass er mich als Frau hat! ;-))

Ihr seht, es ist also doch noch ein weiter Weg hin, obwohl wir schon sooo viel erreicht haben (worum mich auch sehr viele Frauen in meiner Bekanntschaft beneiden!!!). Gleichberechtigung muss nicht nur äußerlich stimmen, sondern auch wirklich von beiden Geschlechtern verinnerlicht werden.


In diesem Sinne wünsche ich all' meinen Leserinnen, (die es bis hierher geschafft haben ;-D) dass sie sich mit ihrer Aufteilung von Beruf und Kinder/Haushalt wohl fühlen und dass ihr für das, was ihr tut, nicht nur von Außen gewertschätzt werdet, sondern euch auch selbst dafür wertschätzen könnt!
(Vor allem Vollzeithausfrauen und -mütter werden das nämlich oft nicht zu Genüge und ich halte das übrigens für noch bewundernswerter, als wenn eine Frau Karriere macht!!! Für mich fühlt sich das Arbeiten und Weiterbilden wie Luxus an im Gegensatz zu Hausarbeit und Kindern rund um die Uhr, was ich als wirklich schweißtreibenden, unbezahlten und oft darüber hinaus auch noch wenig gewertschätzten Vollzeitjob halte!! Beim einen rackert man sich ab, bekommt aber am Ende Anerkennung und einen guten Lohn dafür. Beim anderen rackert man sich MINDESTENS genauso ab, bekommt aber oft nur ein Kärtchen zum Muttertag und ein feuchtes Küsschen dafür (polemisch ausgedrückt) ;-) - auch wenn natürlich strahlende Kinderaugen z.B. für Vieles entschädigen und ich keine Kinderlose Karrierefrau dieser Welt beneiden würde!! :)) Für mich perfekt ist wie gesagt ein Zwischending - ich will nicht entweder/oder, ich will beides! ;-)))



9 Kommentare:

  1. Das hast Du schön beschrieben. Klasse, wenn Ihr Euch so gut sortieren könnt. Wichtig ist aber vor allem, daß, egal wie die Aufteilung ist, es für beide so gewollt ist und nicht äußere Zwänge der Grund sind.
    Unsere Aufteilung ist klassisch, allerdings selbst gewählt und perfekt für uns. Allerdings braucht jeder, der Kinder betreut, mal eine Pause und natürlich einen inneren Ausgleich (das wäre auch für Menschen gut, die nur mit Erwachsenen zu tun haben, sich ein bischen Frische bei den Kindern abholen).

    Ganz lieben Gruß
    Susanne

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  2. na, dann gratuliere ich dir/euch zu einer funktionierenden, gleichberechtigten partnerschaft ☺ das freut mich für dich! die muster im kopf lassen sich nicht so schnell ablegen, egal wie emanzipiert oder nicht, egal ob von mann oder frau... leider) herzliche grüsse, dana

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    1. Ja, genau das wollte ich beschreiben! Das ist wirklich gar nicht so leicht... Eben nicht nur für Männer - da ist das ja weit verbreitet, Schwierigkeiten damit zu haben ;-) - sondern eben auch bei den Frauen selbst. Für Viele bedeutet Gleichberechtigung, dass die Frau auch arbeiten gehen "darf". Essen kochen, danach abwaschen, Wäsche machen (Haushalt schmeißen halt) tut dann trotzdem meistens selbstverständlich sie (NEBEN dem Beruf).
      Mein Partner kann das fast besser als ich, weil er mit einer sehr emanzipiert denkenden Mutter und Schwester aufgewachsen ist und selber sehr reflektiert ist...

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  3. Liebe lady beetle,

    das hast du sehr schön geschrieben. Dem ist nichts hinzuzufügen.

    In Liebe

    Elisabeth

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    1. Liebe Elisabeth,
      Vielen Dank für dieses Feedback!
      Alles Liebe,
      Hannah

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    2. LIebe Hannah,ich finde es KLASSE, dass Du dieses Thema genauso hier angesprochen hast.
      Sehr interessant ist für mich, wie Ihr Euch die Aufgaben teilt und finde das bewundernswert, was Ihr beide so alles bewältigt. Schön, dass Du so einen tollen Partner gefunden hast - und er so eine tolle Partnerin ;o)!!!
      Ich "durfte" erst in meiner 1. Ehe das absolute Mittelalter, was Gleichberechtigung betrifft, kennenlernen. Und jetzt in meiner glücklichen 2. Ehe habe ich das Paradies der Gleichberechtigung. Jeder macht auch bei uns das, was er am besten kann und was ihm besser liegt. Mein Süßer kann Wäsche ordentlich zusammenlegen, sag ich Dir, ein Traum (bekomme ich niemals so hin) - nur ein Beispiel.
      Danke für Deine sehr nachdenkenswerten Worte!!! (Und DANKE für Deine immer wieder sehr klugen und lieben Kommentare auf meinem Blog!!!)
      Ich wünsche Dir und Deiner ganzen Familie ein wunderschönes Wochenende!!!
      Lieb Ina

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    3. Oh ja, das mit dem Mittelalter kenne ich leider auch aus meiner letzten Beziehung (zum Vater meiner Großen). Schön, dass es bei dir jetzt auch anders ist - was für ein verändertes Lebensgefühl, nicht wahr?
      Ich danke DIR für deine lieben Kommentare hier ;-) Ich freue mich immer sehr darüber!
      Euch beiden wünsche ich auch ein wunderschönes Wochenende!
      Alles Liebe!

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    4. Dankeschön!!!
      Ja, Du hast Recht, es ist ein ganz anderes Lebensgefühl und macht soooo glücklich :o).

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